Trio Talisman überzeugt mit Können und Spielwitz / Verspätung des Gitarristen schnell verziehen
Von Tobias Schwarzmeier
WURZ. Die Zigeuner haben auf ihren Reisen in alle Gegenden der Welt die einheimische Musik bereichert, aber auch Elemente der landestypischen Musikstile in ihren eigenen Liedern übernommen. Auf diese Philosophie gründet sich auch das Musikverständnis der drei russischen Musiker des „Trio Talisman“, die am Samstag im historischen Pfarrhof ihr zweites Gastspiel bei den Wurzer Sommerkonzerten gaben.
Zwar
baut ihre „New Gipsy Music“ auf den traditionell überlieferten
Liedern der Roma auf, aber Oleksandr Klimas (Violine), Oleg Nehls (Knopfakkordeon)
und Vadim Kulitskii (Gitarre und Gesang) haben durch ihre Offenheit für
neue musikalische Einflüsse einen eigenen charakteristischen Stil geschaffen.
So lassen sich unter anderem Klassik-, Jazz-, Rock-, Flamenco- oder sogar
Csardasklänge in den Stücken wieder finden. Die Wurzer Musikfreunde
hatten durch die einstündige Verspätung Kulitskiis (wir berichteten)
das unverhoffte Glück etwas mehr über diesen Wandel-Prozess zu erfahren,
bei dem dennoch die typische Zigeunermusik erhalten bleibt. Oleksandr Klimas
führte als „Vorprogramm“ eigentümliche Instrumente aus
Vietnam, Rumänien und China vor, die teilweise schon in das Programm
der drei Russen integriert wurden. Trotz orientalischer Klänge bleibt
der Titel ihres ersten Stücks „Zigeunerseele“ Programm. „Talisman“
spielt und singt sehnsuchtsvolle alte Weisen, die sich mit dem Umherziehen
des Volkes und Alltagsproblemen der Zigeuner beschäftigen. Lyrisch-bewegende
Eigenkompositionen und Experimente wie der „Walzer-Tango“ nehmen
das Publikum gefangen.
Dabei ist aus dem Trio von Vollblutmusikern das variable Spiel von „Teufelsgeiger“
Oleksandr Klimas hervorzuheben, der mit seinem Instrument verwachsen zu sein
scheint. Ob bei schluchzenden und melancholischen Stücken, schnellen
staccatoartigen Passagen, beim „Picking“ oder bei Geräuscheffekten
wie dem Schrei einer Möwe oder dem Summen eines Bienenschwarms- nichts
scheint auf diesem Instrument unmöglich zu sein. „Trio Talisman“
versprach, das nächste Mal mit einer Sängerin und den dann integrierten
neuen Instrumenten wieder zu kommen.
mit freundlicher Genehmigung aus: Oberpfälzer Nachrichten (05.08.2003)